- Teil 1: Nicht-öffentliches Laden
- Teil 2: Öffentliches Laden durch Ad hoc Nutzer
- Teil 3: Öffentliches Laden durch Roaming Nutzer
Im letzten Teil haben wir uns angeschaut, wie ein Spontan-Nutzer mehr oder weniger zufällig einen Ladepunkt findet und nutzt.
Nun erarbeiten wir schrittweise die Entwicklung zum Roaming für öffentliche Ladepunkte und skizzieren mögliche Betreiber-Modelle für Ladeinfrastrukturen.
Ladekarte – der Weg zum Ladepunkt
Nahe liegend ist die Benutzung einer Ladekarte wie z.B. von Open Charge Map:
Betreiber können dort Ladepunkte mit folgenden Angaben veröffentlichen:
- Geoposition & Adresse
- Max. Leistung in kW
- Unterstützte Steckertypen
- Öffnungszeiten
- Möglichkeiten der Autorisierung
Ähnlich Wikipedia ergänzt eine „Community“ von Freiwilligen laufend Texte und Bilder. Fahrer können diese Daten abrufen, sobald sie zu einem Ladepunkt navigieren wollen:
Häufig kann der Fahrer auch seine Route(n) definieren und Ladepunkte entlang der Stecke anzeigen lassen.
Folgende Hürden bleiben für den Fahrer allerdings bestehen:
- ist der Ladepunkt verfügbar?
- wie kann man sich autorisieren?
- was muss man bezahlen und wie kann man bezahlen?
Es braucht also Echtzeit-Informationen über verfügbare Ladepunkte und einfachen Zugriff darauf, genau das bieten…
Roaming-Plattformen als Vermittler
Der Begriff „Roaming“ ist bekannt aus der Nutzung fremder Mobilfunknetze unabhängig vom eigenen Vertragspartner (Provider).
Im Kontext Elektromobilität ermöglicht es analog die Nutzung fremder Ladestationen.
Zum Glück hat sich hier keine proprietäre Lösung eines großen Betreibers durchgesetzt, sondern der Weg über diverse „Roaming-Plattformen“.
Bekannte Roaming- Anbieter in Deutschland sind Hubject, Plugsurfing und Ladenetz. Aber auch Gireve aus Frankreich ist europaweit sehr bekannt.
Diese Plattformen bieten Software-Schnittstellen zum Veröffentlichen der Ladepunkte und zur laufenden Aktualisierung deren Verfügbarkeit. Leider gibt es noch keinen einheitlichen Standard für die Kommunikation mit diesen Anbietern. Ein Betreiber (CPO) muss daher unterschiedliche Schnittstellen bedienen:
Wie kommt der Fahrer jetzt zum Ladepunkt? Dafür brauchen wir eine dritte Rolle, den
E-Mobility Provider und ein Zugangsmedium
In den vorangegangenen Anwendungsfällen zu nicht-öffentlichem Laden bzw. Ad-hoc-Laden hat der Betreiber (CPO) die EMP-Rolle einfach mit übernommen, in dem er RFID-Karten ausgehändigt oder QR-Code Aufkleber angebracht hat:
Mit dem Roaming wird die EMP-Rolle von stärkerer Bedeutung, denn der Fahrer bindet sich hier vertraglich an einen oder mehrere EMPs, die ihm Zugang zur Ladeinfrastruktur Dritter (den CPOs) verschaffen sollen.
Und das machen diese wieder über ein Nutzungsmedium, in der Regel eine Rfid-Karte (oft „EMP-Karte“ genannt) oder eine Smartphone App:
Die EMP Smartphone App löst dann endgültig die Hürden des öffentlichen Ladens von oben:
- ist der Ladepunkt verfügbar?
-> Status und Öffnungszeiten stehen in der App - wie kann man sich autorisieren?
-> man startet den Ladevorgang aus der App - was kostet der Ladevorgang?
-> Preisregel und Zahlungsmöglichkeiten stehen in der App
Und ganz nebenbei erledigt die App natürlich auf Wunsch auch die Navigation zum Ladepunkt:
Mit den richtigen Filterkriterien und ein bisschen Glück ist dieser nun
- kompatiblen hinsichtlich der Stecker
- verfügbar
- nahe-gelegen und
- kostengünstig
Das Fahrzeug als Zugangsmedium
Das Ganze gilt natürlich nicht nur im B2C-Bereich, sondern gerade auch für B2B-Flottenlösungen. Womit wir beim dritten und künftig vielleicht wichtigsten Zugangsmedium sind: dem Fahrzeug selbst. Die Hersteller BMW, Daimler und VW sind – neben anderen – Gründungsgesellschafter von Hubject und arbeiten parallel daran, die „EMP-Intelligenz“ direkt im Auto zu verpacken, Tesla hingegen treibt das auf eigener Ladeinfrastruktur voran, systemisch sieht das in beiden Fällen so aus:
Für das Auffinden freier Ladepunkte ist das mittels Navi schon gut gelöst, für die Autorisierung und das Bezahlen ist noch einiges an Weg zu gehen, wobei mit der Standardisierung ISO-15118 schon eine gute Grundlage geschaffen ist, die immer noch verfeinert wird.
Dazu und zu „Smart Contracts“ aber in einem separaten Blog-Artikel mehr.
Weitere Betreibermodelle
Mit den Rollen und Zuständigkeiten, Mandanten und Untermandanten, CPOs und EMPs, Zugangs- und Nutzungsmedien können wir jetzt verschiedene Markt-Modelle und „Smart Business Networks“ entwerfen… ein Auszug:
Kann jede Organisation selbst als EMP gegenüber ihren Kunden auftreten?
Ja, selbstverständlich! Sie kann auch beliebige weitere Sub-EMPs auf ihr System aufschalten.
Kann man CPO- und EMP-Lösungen in einer Plattform vereinen?
Ja, selbstverständlich! Man kann und will die dann auch untereinander bekannt machen und verrechnen, das wird häufig als „internes Roaming“ bezeichnet.
Das geht natürlich nur innerhalb des eigenen Marktplatzes mit den unmittelbaren Geschäftspartnern, die entweder das gleiche System verwenden (wie im Bild) oder ihre IT-Systeme miteinander koppeln (hier nicht dargestellt):
Sämtliche Ansätze können natürlich auch kombiniert werden, es stellt sich daher die Frage…
Kann man internes Roaming mit den eigenen Geschäftspartnern auch mit Roaming über Plattformen kombinieren?
Ja, selbstverständlich! Als Ergänzung zum eigenen Marktplatz, liegt der Vorteil einer Roaming-Plattform eben gerade darin, nicht jeden Vertrag im Vorhinein schließen zu müssen, d.h.
a) fremde Nutzer zu integrieren
Um fremde Nutzer bzw. Nutzer von Dritt-EMPs auf die eigene Infrastruktur bzw. diejenige der Sub-CPOs zu lassen, wird man als Betreiber (CPO) daher in der Regel zusätzlich den Weg über eine oder mehrere Roaming-Plattformen wählen.
b) eigene Nutzer zu befähigen
Und um eigene Nutzer bzw. diejenigen der Sub-EMPs auf fremder Infrastruktur laden zu lassen, braucht man als Provider (EMP) auch wieder ein oder mehrere Roaming-Plattformen.
Man kann die Roaming-Plattformen dabei selbst zu unmittelbaren Geschäftspartnern machen oder wiederum andere bitten, diese Funktionalität zu bündeln, quasi als „Meta-Plattform“ (analog zu Metasuchmaschinen).
Hier werden die Lösungsmöglichkeiten und Varianten wohl so vielfältig werden, wie der Markt selbst.
Noch nicht genug?
In dieser Artikelreihe haben wir hoffentlich auf die Möglichkeiten von Smart Business Networks der Elektromobilität aufmerksam gemacht. Wenn Sie mehr wissen möchten, kommen Sie gerne auf uns zu.